Umsetzung der Gemeinwohlorientierung bei step

Ein kleiner Einblick bei stepHistorie, Arbeitsweise und Ausrichtung

1990 haben wir unsere Beratungsfirma gegründet und sind seitdem in einer Konstellation von Berater:innen verschiedener Ursprungsberufe und Qualifikationen tätig. Wir sind kein Netzwerk, sondern eine kleine Beratungsfirma mit immer wieder unterschiedlich vielen Angestellten (immer sozialversicherungspflichtig beschäftigt) und Gesellschafter*innen, die das Unternehmensrisiko allein tragen. Unverhofft und ausgesprochen erfreulich wandeln wir uns seit ein paar Jahren zu einem Familienbetrieb. Paul van Kaldenkerken ist nun nach einigen Jahren als angestellter Berater zum 01.01.2024 Gesellschafter geworden.

Wir haben in den 34 Jahren viele Organisationen, von kleinen, selbstorganisierten, elterngeführten Kindertagesstätten bis hin zu großen DAX- Konzernen beraten. Wir sind in der Gründergeneration in Gewerkschaften und in der politischen Bildung und Beratung sozialisiert. Unsere Beratung ist von diesen Werten wie gute Arbeit, innerbetriebliche Demokratie und Gerechtigkeit und der humanistische Tradition unserer Beratungsberufe geprägt.

Gute Beratung zeichnet sich für uns dadurch aus, über die Anpassung an vermeintlich gegebene Rahmenbedingungen hinauszudenken, die Beratungsfolgen bzgl. grundlegende Werte wie Menschenwürde, Solidarität, Gerechtigkeit und sozial- ökologischer Nachhaltigkeit im Blick zu haben und offensiv zu verfolgen und ergänzen diese mit den professionellen Werte wie Humanismus, Allparteilichkeit, Qualität, Fachlichkeit und Gesundheit.

Wir können mit unserer Beratungsexpertise und – möglichkeiten Gefährdungen dieser Werte thematisieren, Vorschläge machen und bei Veränderungen unterstützen.

Die Beratung der Transformation, die Transformation der Beratung und die Transformation der eigenen Beratungsfirma

Unsere Überlegungen und Bemühungen

Vor über 10 Jahren haben wir unseren Firmensitz und Beratungsschwerpunkt von Berlin nach Niedersachsen verlegt und uns für einen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt entschieden, der uns täglich mit den Folgen unseres bisherigen Wirtschaftens konfrontiert. Wir leben im Wendland, einer sehr ursprünglich, ländlichen Region, mit dem Atomzwischenlager Gorleben vor der Tür. Sowohl die Bauern in unserem Dorf als auch wir selbst mit Land- und Waldbesitz erleben den Schaden durch den Klimawandel unmittelbar.

Wir haben über die letzten Jahre viel über unsere gesellschaftliche Verantwortung und Umsetzung sowohl in der Beratung als auch als Unternehmen und Privatpersonen nachgedacht, haben einige praktische Schritte unternommen und das nicht nur für uns, sondern auch mit unseren Kund:innen.

In unserem Jahresbrief 2021 schrieben wir an unsere Kund:innen: „Immer wieder stellen wir uns der Frage, welchen Beitrag wir auch als Beratungsfirma leisten können, wie wir Teil der Transformation sein können und wie wir als Berater*innen professionelle Standards mit gesellschaftlicher Verantwortung verbinden können.“

Gemäß unseres Grundprinzips „Wir machen was wir sagen“ suchen und testen wir in der Selbstanwendung Antworten für unser Beratungshandeln, für unsere Strategie und interne Organisation und für einen verantwortungsvollen Lebensstil. Was wir selbst als Unternehmen (aber auch als Privatpersonen) erlebt, durchlebt und konzipiert haben, können wir überzeugender und fundierter beraten.

Wie sieht das praktisch aus? – Was haben wir unternommen?

1. Die eigene Glaubwürdigkeit stärken – Das Beratungsunternehmen

Die Selbstverpflichtung zum Gemeinwohl ist für uns seit Jahrzehnten relevant und seit vielen Jahren der zentrale Leitwert, den wir mit unserer Mitgliedschaft bei der GWÖ (Gemeinwohlökonomie) umsetzen. Wir haben für 2021 unsere GWÖ- Bilanz erstellt und arbeiten an einem klimaneutralen Leben und Arbeiten.

Wir haben uns Ziele für unseren Weg zur einer echten Klimaneutralität gesteckt, setzen sie als Beratungsunternehmen, als Beherbergungsbetrieb und in unserem individuellen Lebensstil step by step um und planen in den nächsten Jahren Klimaneutralität zu erreichen. Das ist herausfordernd in einem Dorf ohne regelmäßigen ÖPNV und mit einem Hof von 1890 u.a., verlangt auch privat finanzierte Investitionen und persönlichen Verzicht.

2. Unsere Kunden:innen

Wir haben Kund:innen „aussortiert“, d.h. Beratungen mit Kund:innen beendet, die auf Kosten des Gemeinwohls und ökologischer und sozialer Ressourcen wirtschaften.

Wir arbeiten heute mit Kunden zusammen, die für das Gemeinwohl wichtige Aufgaben erfüllen: soziale Arbeit, Gesundheit, regionale KMU, arbeitspolitische Institutionen wie Gewerkschaften und Betriebsräte, kommunale Verwaltung, NGOs oder Organisationen, die ihre gesellschaftliche Verantwortung ernsthaft wahrnehmen und sich auf einen Veränderungsweg begeben.

Die Leitwerte und Kriterien bei der Zusage von Beratungsanfragen sind u.a. die interne Demokratie im Unternehmen zu unterstützen und sich den Prinizpien „Guter Arbeit[2]“ i.S. von der angemessener Bezahlung, fairer Arbeitsgestaltung, Kooperation und Mitbestimmung zu verpflichten, sowie eine nach außen gerichte Gemeinwohlorientierung und -strategie zu verfolgen.

Dabei achten wir sehr auf die Einbettung der Teams und Einzelpersonen in den Kontext und beziehen diesen immer mit ein. Durch eine aktive Gestaltung von Dreieckskontakten und die damit verbundene Einbindung der Organisationen und iher Führung werden die oben genannten Themen und Werte explizit angesprochen, eingebunden und bestenfalls führt es zu Veränderungen.

3. Kontraktgestaltung

Wir haben als Firma und Berater:innen und als Profession ausreichend Handwerkszeug, Erfahrung und Potential, Beratungen so zu gestalten, dass die Aufgabe der Organisation im Mittelpunkt der Reflexionen steht und die Verantwortung für die Qualität der Aufgabenerfüllung auf jeder Handlungsebene verortet, angesprochen und und ggfs. verhandelt und vereinbart werden kann.

Die Qualität und das Ergebnis guter Beratung ist wesentlich von guten Kontrakten, Beratungsvereinbarungen abhängig. Kennzeichen guter Vereinbarungen sind:

  • Die bereitgestellten Ressourcen (Zeit, Aufmerksamkeit, Geld, Befugnisse u.a.) und das Beratungsanliegen passen zusammen.
  • Die Entscheidungsträger erklären ihre Bereitschaft, an der Beratung teilzunehmen, wenn ihre Verantwortung und Entscheidungen für die Problemlösung notwendig sein sollte.
  • Lösungen auf Kosten des Personals, der Mitanbietenden, der Umwelt, Zulieferer werden vermieden.

Wir verstehen uns als Kontraktpartner:innen auf Augenhöhe, die mit einer Expertise über alle arbeitsweltlichen Beratungsformate mit allen Beteiligten eine realistische und transparente Vereinbarung treffen. Der Kontrakt regelt nicht nur den Beratungsgegenstand und die finanziellen Ressourcen, sondern strebt eine ausreichende Klarheit und Orientierung an, wie die notwendigen Verantwortungs- und Entscheidungsebenen bei Bedarf in die Beratung eingebunden werden und in welcher Weise die Kontrakte als Prozess- und Erfolgssteuerung so gestaltet werden, dass auch die Organisation als Ganzes davon profitieren kann.

4. Beratung und Unterstützung für die ausgewählte Handlungsfelder

Wir unterstützen Menschen in Handlungsfeldern, die sich mit ökologischem, nachhaltigem Wirtschaften, bürgerschaftlichem Engagement und gewaltfreier und fairer Konfliktbearbeitung beschäftigen u.a. durch Stipendien in unseren Weiterbildungen, finanzieller Hilfe und preisgünstigen Beratungen.

5. Das Beratungsverständnis

Wir beziehen Position.

Allparteilichkeit und Neutralität bedeutet für uns nicht, sich von Bewertungen freizuhalten. Allparteilichkeit bedeutet eine möglichst große Anzahl an Perspektiven miteinzubeziehen, auch die der zukünftigen Generationen und den größeren Kontext unserer Umwelt und nehmen deshalb eine „Parteilichkeit“ für die Qualität, die Aufgabe der Organisation, den Organisationszweck, das Gemeinwohl und die Gesundheit von Mitarbeiter/innen wahr.

Deshalb verstehen wir unsere Beratungen nicht als neutrale, unparteiliche Beratung. Wir werden parteilich, wenn Unternehmen räuberisch mit ihrem Personal, ihren Zulieferern und Kooperationspartner* innen und der Umwelt umgehen. Als sehr aktiv tätige Mediator:innen haben wir den Fairnessgrundsatz der Mediation tief verinnerlicht. „Es darf keine Lösungen auf Kosten von Dritten/ Anderen geben.“ Das bezieht die Umwelt, die nächsten Generationen, die Mitanbietenden, Zuliefer: innen ein.

6. Die Gemeinwohlökonomie und Suffizienz

Auf dem Weg nach Antworten, der Suche nach einer praktischen Umsetzung sind zwei Personen und Bezüge für uns wichtig geworden. Christian Felber und die Idee der Gemeinwohlökonomie und Nico Paech mit der Postwachstumsökonomie.

Wirklich zuversichtlich, engagiert und energetisch aktiviert wurden wir von einem Vortrag von Nico Paech in Hitzacker 2017. Seine Ausführungen über die Notwendigkeit von Suffizienz und den praktischen Vorschlägen waren und sind klar und überzeugend.

2019 wurde im Wendland, von dem Bio- Getränkehersteller Voelkel inspiriert, die GWÖ- Regionalgruppe gegründet, an deren Gründung wir beteiligt waren. Zu der Zeit hatten wir nur eine vage Vorstellungen, aber eine Vision davon, wie wir die Ideen der Gemeinwohlökonomie in unsere Beratung aufnehmen und wie genau sie eine Instrument für die Fokussierung auf Gemeinwohlinteressen und die 17 Nachhaltigkeitsziele haben könnten. Heute sidn wir Teil eines aktiven GWÖ- Unternehmensnetz im Wendland mit regelmäßigen Treffen und anregenden Impulsen.

Über zwei Zugänge haben wir uns die GWÖ- Prinzipien erschlossen. Wir haben 2021 unsere GWÖ- Bilanz erstellt und Paul van Kaldenkerken und Carla van Kaldenkerken haben den Lernweg zum/ zur GWÖ- Berater*in absolviert. Wir beginnen im 2. Halbjahr die Re- Bilanzierung zum Sommer 2025.

Wir konnten die konkrete, praktische, eigene Erfahrung mit den Instrumenten machen, die der Form nach dialogischer Selbstevaluation nahe und Supervisor:innen (DGSv) vertraut sind. Uns gefiel dieses schrittweise, zielorientierte Vorgehen, dass durch die Re- Bilanzierungen in Lern- und Entwicklungsschleifen die regelmäßige Evaluation und Verbesserung bzgl. der GWÖ- Werte ganz konktret und praktisch verfolgt. Wir sind begeistert, welche Themen plötzlich mit Kund:innen möglich sind und welche Effekte wir in unserer Firma erzielen.

Was ist Gemeinwohlökonomie?

Die Gemeinwohlökonomie steht für eine ethische, ökologisch nachhaltige und sozial gerechte Marktwirtschaft, die sich an den Werten Menschenwürde, ökologische Verantwortung, Solidarität, soziale Gerechtigkeit, demokratische Mitbestimmung und Transparenz ausrichtet. Nicht der größtmögliche Finanzgewinn, sondern die Kooperation und Orientierung an einem größtmöglichen Gemeinwohl leitet diesen Ansatz.

Immer mehr Unternehmen beschäftigen sich, mehr oder weniger freiwillig, mit ihrem gesellschaftlichen Beitrag und Zielen für nachhaltige Entwicklung und wollen einen Beitrag zu deren Umsetzung leisten. Das Modell der Gemeinwohl-Ökonomie und das dazugehörige Steuerungsinstrument der Gemeinwohl-Bilanz ist ein überzeugendes Instrument, um die Transformationsstrategie eines Unternehmen zu unterstützen.

Mehr Informationen dazu auf der Webseite https://germany.econgood.org/

In diesem Film wird die Idee der Gemeinwohlökonomie in 5 Minuten sehr schön illustriert erklärt. https://www.youtube.com/embed/cVFvyd7SmxU

Hier finden Sie unser GWÖ Testat:


[2] DGB Gute Arbeit Index